
Teufelskreis
Tausende Geflüchtete aus dem Senegal leben in Deutschland. Sie verlassen ihre Heimat und ihre Familie, um bitterer Armut und einem Leben ohne Perspektive zu entrinnen. Da der Senegal in Deutschland als sicherer Herkunftsstaat gilt, ist es ihnen auch nach Jahren weder erlaubt zu arbeiten, noch eine Ausbildung zu machen. Mbacke erzählt von seinem Schicksal.
Mein Name ist Mbacké Ndiaye und ich habe einige Informationen, die ich mit Ihnen über mein Leben und Schicksal teilen möchte. Ich bin im Juli 1995 geboren und komme aus einem Land namens Senegal. Es befindet sich im Westen des afrikanischen Kontinents. Der Name Ndiaye ist ein sehr alter Name im Senegal mit viel Geschichte und Tradition. Ich verbrachte meine Kindheit in Dakar und besuchte zehn gute Jahre lang eine französische Schule, bevor ich wegen fehlender Mittel, die mich daran hinderten, weiter zu lernen, und wegen meiner Mutter, die seit vielen Jahren an einer schweren Krankheit leidet, die Schule verlassen musste. Gleichzeitig kümmerte ich mich um meinen Bruder und meine Schwester, weil ich der Älteste in der Familie bin. Um meine Familie ernähren zu können, suchte ich mir eine Arbeit, um sie vor Hunger und bitterer Armut zu bewahren. Ich nahm eine tägliche und sehr harte Arbeit als Tagelöhner an und konnte dennoch die notwendigsten Bedürfnisse meiner Familie nicht befriedigen. Aber ich hatte keine Wahl, weil ich das Geld brauchte. Ich fasste einen schweren Entschluss. Ich verließ mein Land und meine Familie, damit ich im Ausland eine Existenz und ein Leben aufbauen konnte, um meine Familie und mich vor Hunger und Armut zu bewahren.
Da ich für das Verlassen meines Landes nicht viel Geld hatte, beschloss ich, nach Mauretanien zu gehen, wo ich ein Jahr und ein paar Monate lebte, um zu arbeiten und zu sparen, damit ich dann nach Europa einreisen konnte. Meine Flucht durch viele Länder war hart und sehr gefährlich und endlich erreichte ich Deutschland. Die Perspektivlosigkeit, die mich dazu gebracht hatte, ein Tagelöhner im Senegal zu sein, führte dazu, dass ich mir wünschte, dass ich ein Mann mit Perspektive sein würde, sobald ich einen Fuß nach Deutschland setzen würde. Ich wünschte mir so sehr eine Ausbildung zu machen, zu arbeiten und mir und meiner Familie eine Zukunft aufzubauen. Aber all diese Träume, diese Hoffnung, die ich hatte, all die Versuche zu lernen und zu arbeiten erfüllten sich nicht. In den sieben Jahren, die ich nun in Deutschland lebe erhielt ich weder die Erlaubnis eine Ausbildung zu machen noch zu arbeiten, so sehr ich mich bemühte, Deutschkurse mit B1 Abschluss absolvierte und mich seit Jahren ehrenamtlich betätige. Obwohl ich viele Ausbildungsangebote von Firmen erhielt, wurde es mir nie genehmigt diese anzunehmen. Und so lebe ich nun hier auch in der Perspektivlosigkeit, vor der ich geflohen bin und ein schrecklicher Kreis schließt sich.